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Pädagogische Hochschule Wien
Ukraine-Krisensupport für Wien via Erasmus+ Praktika und langjährige ukrainische Partneruniversitäten: Kinder, Mütter und die Schulen profitieren vom Einsatz ukrainischer Erasmus+ Praktikant*innen
© Bauer
Ehemalige Erasmus+ Studierende (KA107 und KA171) werden nochmals nach Wien geholt, um ukrainischen Kindern in den Wiener Schulen muttersprachlichen Unterricht, aber auch adäquaten Deutsch-Unterricht und Übersetzungssupport zu vermitteln. Ziel ist, rasch, unbürokratisch und effizient Vertriebenen zu helfen und sie im Einschulungsprozess zu unterstützen. Längerfristig bildet dies eine Perspektive auch für die Praktikant*innen sich für Jobs sowohl bei den Bildungsdirektionen als auch anderen Stellen in Wien zu bewerben. Aber auch ukrainischen Lehrer*innen soll mittels adäquater Fortbildungskurse ein Verbleib im Schulsystem ermöglicht werden.
Erasmus+ Praktika, langjähriger Kontakt zu ukrainischen Partneruniversitäten, finanzieller OeAD-Support, kooperative Bildungsdirektion und hilfreiche Magistratsabteilung(en): Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 bedingte eine Flucht tausender Mütter mit Kindern nach Wien. Das Schulsystem war überfordert mit Kindern und Müttern, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren, aber auch die Schulen, bei denen kaum jemand ukrainisch bzw. russisch sprach. Die Bildungsdirektion Wien wandte sich an die PH Wien, im Wissen, dass wir langjährige Kontakte in die Westukraine haben und Studierende, die der deutschen Sprache mächtig sind. Wir boten daraufhin Praktika via Erasmus+ an und konnten somit Schulen zuerst im Umfeld der PH Wien unterstützen. Nach Zusage weiterer Mittel durch den OeAD wurden weitere Praktikant*innen nach Wien gelotst, die ihre Landsleute somit unterstützen konnten. Dies geschieht auch heute noch. Auch für ukrainisch sprechende Lehrer*innen wurde ein Fortbildungsangebot (blended, also hybrid) an der PH Wien entwickelt, welches durch Erasmus+ Mittel finanziert im Herbst abgehalten werden konnte.
Mitte März 2022 kontaktierte die Bildungsdirektion Wien die PH Wien, um ukrainische Incoming Students an Wiener Schulen als Support zu schicken. Drei ukrainische Studierende betreuten bereits ukrainische Kinder. Später trat auch die Frage auf, ob ukrainische Studierende, die bereits ein Semester in Wien verbracht haben, Interesse an einer möglichen Anstellung hätten. Dies war jedoch mit großen bürokratischen Hürden und Zeitverlust verbunden. Aus dieser Situation entstand nun die Idee, Studierende mit sehr guten Deutschkenntnissen als Praktikant*innen im Rahmen des International Programmes einzusetzen - speziell für Unterrichts,- Beratungs- und Übersetzungsfunktionen. Die PH Wien stellte rasch in weiterer Folge eine Anfrage an ukrainische Universitäten und den OeAD, ob Möglichkeiten einer Umsetzung bestünden. Die langjähre ukrainische Partner-Universität in Drohobych erklärte sich bereit, weiter zwei Studierende nach Wien zu entsenden. Der OeAD sagte zusätzliche Mittel für Praktika zu. Ab Mitte April wurde das Projekt umgesetzt: Es fanden Zoom-Interviews mit Studierenden statt und es wurde direkter Kontakt zwischen der PH Wien und den jeweiligen Schulen hergestellt. Zwei weitere zusätzlich ausgewählte Studierende reisten schließlich über die Osterfeiertage an. Ab Mitte April 2022 waren sie in Schulen in Favoriten, Simmering und der Josefstadt im Einsatz - bis Ende des Schuljahres. Zusätzlich zu den 3 bereits vor Kriegsbeginn an der PH Wien inskribierten Studierenden ergab das zu Beginn der Aggression und während des Jahres 7 Praktikant*innen, die bis zu 10 Schulen mit ihrem Know-how und ihrer Arbeitskraft intensiv unterstützten. Dies setzte sich auch in den Jahren 2023 bis 2024 fort. Nunmehr nur mehr vereinzeilt an Schulen, wo es Neuankömmlinge gab. Derzeit, also 2025, sind bereits ukrainische Lehrer*innen an den Schulen als Native Speakers angestellt, die in vielfältiger Weise unterstützend aber auch als bereits Vollzeitkräfte eingesetzt sind.
Ukrainischen Kindern, die mit ihren Müttern in Wien gestrandet sind, konnte rasch die richtige und notwendige Unterstützung zuteil werden. Zusätzlich konnten ukrainische Lehrer*innen bei ihren Bemühungen sich bessere Deutschkenntnisse anzueignen, nachhaltig an der PH Wien unterstützt werden. Immerhin konnten so kurz nach Kriesgsbeginn bereits 5 Studierende in Wiener Schulen (schon im Jahr 2022) sowohl administrativ bei den Direktor*innen, bei Elterngesprächen in der Muttersprache (als Dolmetsch) und natürlich im Unterricht (mittels halber Lehrverpflichtung) unterstützen. Ab dem Schuljahr 2022/23 wurden weitere (nunmehr) Praktikant*innen geholt und via Erasmus+ finanziert und in verschiedenen Schulen mit verschieden großer ukrainischer Schüler*innenpopulation eingesetzt. Dies konnten wir mit den Mitteln von KA171 bis Herbst 2024 fortführen und somit die Praktikant*innen als wertvolle Multiplikator*innen einsetzen. Einige sind unserem Muster folgend auch danach in die Bundesländer gegangen (Linz, Graz) und wurden dort von den Bildungsdirektionen gerne als Lehrende eingesetzt. Im Herbst 2024 konnten wir mit zwei ukrainischen Germanistik Dozent*innen (wiederum via Ka171) eine Blended-Fortbildungsveranstaltung an der PH Wien über 40 Stunden für ukrainische Lehrer*innen, die im Elementarbereich arbeiten, anbieten. Dies mit dem Ziel ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, um später ein Fixanstellung zu erhalten bzw. die ÖSD-Prüfung auf C1 Niveau zu schaffen. Der Kurs (siehe hier: https://www.ph-online.ac.at/ph-wien/wbLv.wbShowLVDetail?pStpSpNr=314966&pSpracheNr=1) erhielt ausgezeichnetes Feedback für die Referentinnen. Die letzten beiden Veranstaltungen an der PH fanden face-to-face statt und dienten Zugleich als Prüfungsvorbereitung.
Kurzfristige Finanzierung über Erasmus+ überwindet bürokratische Hürden, die Monate dauern würde. Durch den intensiven Kontakt mit der Bildungsdirektion Wien konnte eine rasche, nachhaltige (mögliche) Lösung in Aussicht gestellt werden. Studierende mit Bachelor-Lehramtsabschluss kamen in den nächsten Semestern wieder nach Wien, erhielten vorerst wieder einen Erasmus+ Grant und konnten (falls weiterhin kriegsbedingt Bedarf besteht) per Sondervertrag voll über die Bildungsdirektion als Lehrer*innen angestellt werden. Siehe auch: https://www.bildung-wien.gv.at/service/Krieg-in-der-Ukraine/Hilfe-und-Unterst-tzung-durch-die-Bildungsdirektion-f-r-Wien.html Andere Praktikant*innen wurden bereits in den Bundesdienst übernommen und arbeiten seither entweder an der PH Wien oder in der Privatwirtschaft in Wien bzw. den Bundesländern. All das - ursprünglich ermöglicht - mit Erasmus+ grants als door-opener. Auch die Europäische Kommission ist auf unser Projekt aufmerksam geworden und hat es als ein gutes Beispiel für Erasmus+ Projekte, die Unterstützung für Menschen, die vom Krieg betroffen sind publiziert: https://op.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/60f108ce-be59-11ee-b164-01aa75ed71a1/language-en
Möge unser Beispiel gern kopiert werden :-), sofern es Bedarf dafür gibt.
© Bauer
© Tsaryk
© Bauer
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