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FH JOANNEUM University of Applied Sciences
Die FHJ unterstützt Studierende die keinen Langzeitmobilität im Ausland machen können (u.a. familiäre Verpflichtungen, Curriculum Gesundheitsstudiengänge) durch geförderte Erasmus+ Kurzzeitpraktika.
© Rahel Jeindl
Die FH JOANNEUM hat sich in der neuen Erasmus+ Programmgeneration dazu entschlossen, Kurzzeitpraktika im Ausland zu unterstützen und über Erasmus+ zu fördern. Dieses Engagement geht über die herkömmlichen Mobilitätsformate hinaus und hebt die vielfältigen Möglichkeiten, Herausforderungen und Vorteile dieses Ansatzes hervor. Besonders in den Gesundheitsstudiengängen erweisen sich diese Kurzzeitpraktika als äußerst wertvoll. Kurzzeitmobilitäten sind für Studierende im Gesundheitswesen äußerst relevant, da das MTD-Gesetz ihnen viele kurze Praktika während ihres Studiums vorschreibt. Diese Studiengänge hatten bis jetzt daher keine Möglichkeit, eine Finanzierung für einen Langzeitaufenthalt über Erasmus+ zu erhalten. Dank der Kurzzeitmobilität haben nun auch diese Studiengänge, die kein mindestens zweimonatiges Praktikum vorsehen, die Möglichkeit, über Erasmus+ gefördert zu werden. Darüber hinaus richtet sich das Angebot auch an Studierende, die aufgrund familiärer Verpflichtungen, Betreuungspflichten (z. B. Studierende mit Kind(ern)), beruflicher Tätigkeiten oder gesundheitlicher Einschränkungen keinen längeren Auslandsaufenthalt absolvieren können. Die Kurzzeitmobilität bietet somit eine flexible und inklusive Alternative, um internationale Praxiserfahrung zu sammeln – unabhängig von persönlichen Lebensumständen. Seit dem letzten Jahr sind auch geförderte Erasmus+ Kurzzeitpraktika zudem auch an Partnerinstitutionen der European University EU4Dual möglich, an der die FH JOANNEUM als aktive Partnerhochschule beteiligt ist. Dies eröffnet zusätzliche hochwertige und praxisorientierte Mobilitätsoptionen im europäischen Hochschulnetzwerk und stärkt das interne Netzwerk zwischen den Partnern.
Die Einführung der Erasmus+ Kurzzeitpraktika an der FH JOANNEUM basiert auf der Beobachtung, dass bestimmte Studierendengruppen – insbesondere in den Gesundheitsstudiengängen – strukturell benachteiligt waren, was Erasmus+ geförderte Mobilitäten betrifft. Die gesetzlichen Vorgaben des MTD-Gesetzes sehen viele kurze, aufeinanderfolgende Praktika vor, sodass ein durchgehender Auslandsaufenthalt über mindestens zwei Monate, wie ihn das Erasmus+ Programm bislang voraussetzte, in der Regel nicht möglich war. Gleichzeitig zeigte sich auch bei anderen Studierendengruppen ein Bedarf an flexibleren Mobilitätsformaten – etwa bei Studierenden mit familiären Betreuungspflichten, beruflichen Verpflichtungen oder gesundheitlichen Einschränkungen. Der Impuls zur Entwicklung dieses Formats kam aus dem International Office. Die Initiative wurde durch die neue Programmgeneration von Erasmus+ (2021–2027) ermöglicht, die erstmals explizit Kurzzeitmobilitäten fördert. Intern wurde die Umsetzung stark durch das Commitment des International Office sowie die strategische Verankerung von Inklusion und Internationalisierung an der FH JOANNEUM unterstützt. Auch der Beitritt zur European University EU4Dual schuf neue Kooperationsstrukturen, die für die Organisation von Kurzzeitpraktika genutzt werden können. Extern bot das Erasmus+ Programm die finanzielle und strukturelle Grundlage für die Umsetzung. Die FH JOANNEUM unterstützt das Beispiel guter Praxis institutionell durch klare Informationsangebote, angepasste Förderprozesse und individuelle Beratung. Darüber hinaus wird der Erfahrungsaustausch mit den Studierenden welche ein Kurzzeitpraktikum absolviert haben sowie anderen Hochschulen und Partnerinstitutionen aktiv gefördert, um das Format kontinuierlich weiterzuentwickeln und langfristig zu verstetigen.
Insgesamt wurden bereits 116 Bewerbungen erfasst, was auf eine hohe Nachfrage und Relevanz des Formats hinweist. Das Angebot wird nicht nur von Studierenden einzelner Studiengänge genutzt, sondern von Studierenden 16 verschiedener Studiengängen (Logopädie, Hebammenwesen, Ergotherapie, Biomedizinische Analytik, Radiologietechnologie, etc.) an der FH JOANNEUM. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Erasmus+ Kurzzeitpraktikumsformats an der FH JOANNEUM ist die breite geografische Streuung der Gastinstitutionen. Die meisten Praktika wurden bislang in Deutschland absolviert, insbesondere aufgrund der sprachlichen Nähe und der hohen Dichte an passenden Einrichtungen im Gesundheitsbereich. Auch die Schweiz, Dänemark und Schweden zählen zu den wichtigsten Partnerländern. Bemerkenswert ist zudem, dass sogar Mobilitäten nach Malaysia oder Tansania stattgefunden haben – ein Indiz für die wachsende internationale Reichweite der Hochschule und die Offenheit der Studierenden für interkulturelle Erfahrungen auch außerhalb Europas. Im Rahmen des Gesundheitsstudiums absolvierte eine Studierende der Hebammenwissenschaften ein dreiwöchiges Praktikum in Luzern, das aufgrund der im MTD-Gesetz verankerten Praktikumsstruktur nur als Kurzzeitmobilität möglich war. Ihr Erfahrungsbericht zeigt eindrucksvoll, wie auch in kurzer Zeit wertvolle berufliche und interkulturelle Kompetenzen erworben werden können. https://www.fh-joanneum.at/news/die-schweiz-ruft-erasmus-praktikum-in-luzern/ Ein weiteres gelungenes Beispiel ist das Kurzzeitpraktikum einer Studierenden aus dem Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege, die aufgrund von Betreuungspflichten für ihre Kinder keine längere Auslandsmobilität realisieren konnte. Durch das dreiwöchige Erasmus+ Praktikum in Tansania konnte sie dennoch internationale Erfahrungen sammeln und ihre fachlichen Kompetenzen in einem interkulturellen Umfeld erweitern https://www.fh-joanneum.at/news/kulturelle-erfahrungen-und-berufliche-einblicke-aus-tansania/
Das Erasmus+ Kurzzeitpraktikumsformat an der FH JOANNEUM hat konkrete, messbare Erfolge erzielt: Innerhalb kurzer Zeit konnten über 100 Studierende aus mehr als 15 Studiengängen für einen Auslandsaufenthalt gewonnen und gefördert werden – darunter viele, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben (MTD-Gesetz), Betreuungspflichten oder beruflicher Tätigkeiten sonst keine Möglichkeit für ein klassisches Langzeitpraktikum gehabt hätten. Der Mehrwert für die Zielgruppe liegt in der realistischen Umsetzbarkeit und Förderung von Auslandserfahrung unter erschwerten Bedingungen. Die Studierenden erwerben wichtige fachliche, interkulturelle und sprachliche Kompetenzen, stärken ihre Selbstwirksamkeit und erweitern ihren beruflichen Horizont. Durch die kurze Dauer wird Mobilität auch für bisher unterrepräsentierte Gruppen wie Studierende mit Kind oder mit Teilzeitjobs zugänglich gemacht. Langfristig tragen die Kurzzeitmobilitäten zu einer inklusiveren Internationalisierung bei. Es fördert Chancengleichheit, stärkt die Employability der Absolvent:innen und positioniert die FH JOANNEUM als innovative Hochschule im europäischen Hochschulraum. Die enge Anbindung an das Netzwerk der EU4Dual University erhöht zudem die Nachhaltigkeit und Sichtbarkeit des Formats – und schafft neue Potenziale für zukünftige Kooperationen im Bereich der praxisnahen Mobilität.
Die Umsetzung der Erasmus+ Kurzzeitpraktika war ein lernintensiver Prozess, der sowohl organisatorisch als auch kommunikativ neue Wege erforderte. Zu den wichtigsten Erfahrungen zählt, dass das Interesse an internationalen Erfahrungen groß ist – vorausgesetzt, die Mobilitätsformate passen zur Lebensrealität der Studierenden. Gerade in den Gesundheitsstudiengängen wurde das neue Angebot mit großer Offenheit aufgenommen. Zwei große Herausforderungen ergaben sich vor allem bei der Administration: - Die Förderlogik von Erasmus+ war ursprünglich auf Langzeitaufenthalte ausgerichtet, sodass interne Abläufe, Tools und Dokumentationspflichten angepasst werden mussten. - Kurzzeitmobilitäten sind teuer und deswegen muss ein gewissen Erasmus+ Budget an der Hochschule vorhanden sein. Diese Hürden wurden durch gute und strukturierte Arbeit aller Beteiligten bewältigt. Die zentralen „Lessons learned“ sind: - Flexibilität in Mobilitätsformaten ist entscheidend, um Diversität und Chancengleichheit in der Internationalisierung zu fördern. - Kurzzeitpraktika sind nicht „weniger wert“, sondern bieten komprimierte, aber wirkungsvolle Lern- und Entwicklungserfahrungen. - Eine frühzeitige, individuelle Beratung ist essenziell, um geeignete Kandidat:innen zu identifizieren und zu unterstützen. Die Erfahrungen zeigen, dass gezielte Innovation in der Mobilitätspraxis reale Barrieren abbauen und neue Zielgruppen für internationale Hochschulerfahrungen gewinnen kann.
© Rahel Jeindl
© Rahel Jeindl
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