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Akademie der bildenden Künste Wien
Ein Mobilitätsprogramm für Kunststudierende, das internationale Erfahrungen durch weltweite Kurzzeitformate, gezielte Förderung und inklusive Strukturen für unterrepräsentierte Gruppen ermöglicht.
© Angelina Kratschanova
Ziel des Beispiels guter Praxis ist es, internationale Mobilität inklusiver zu gestalten und insbesondere unterrepräsentierten Studierendengruppen den Zugang zu Auslandsaufenthalten zu erleichtern – etwa berufstätigen Studierenden, Studierenden mit Betreuungspflichten, chronischen Erkrankungen oder finanziellen Hürden. Das Vorhaben steht im direkten Einklang mit der Internationalisierungsstrategie 2024–2028 der Akademie, welche ein globales und dekoloniales Bewusstsein, eine gelebte Willkommenskultur sowie ein internationales Lehr- und Lernumfeld als strategische Ziele formuliert. Konkrete Zielsetzungen sind: Erhöhung des Anteils international mobiler Absolvent*innen in unterrepräsentierten Studienrichtungen (z. B. Szenografie, Konservierung, Critical Studies, Lehramt) auf mindestens 15 % Entwicklung und Ausbau alternativer Mobilitätsformate (Blended Intensive Programmes, Praktika, Projektwochen), die auch mit eingeschränkten Ressourcen realisierbar sind Gezielte Informations- und Beratungsangebote, um alle Studienrichtungen und Studierenden zu erreichen Förderung ökologisch nachhaltiger Mobilität durch finanzielle Anreize für klimafreundliches Reisen Verbesserung institutioneller Rahmenbedingungen (Anerkennung, Digitalisierung, Curricula), um Mobilität langfristig zu erleichtern Dieses Vorhaben unterstützt den strategischen Wandel hin zu einer ganzheitlichen, chancengerechten und nachhaltigen Internationalisierung auf allen Ebenen der Akademie.
Das Beispiel guter Praxis entstand im Rahmen der strategischen Neuausrichtung der Akademie zur Internationalisierung, die im Jahr 2022–2023 in einem partizipativen Prozess entwickelt wurde. Eine Bestandsaufnahme mit dem MINT-Selbstevaluierungstool sowie eine Studierendenbefragung zu Mobilitätsbarrieren legten Schwachstellen offen – insbesondere in Bezug auf die geringe Mobilität in bestimmten Studienrichtungen und die Hindernisse für sozial benachteiligte Gruppen. Obwohl über die Hälfte der Studierenden international ist, bedeutet dies nicht automatisch gleiche Chancen auf Outgoing-Mobilität. Die Akademie erkannte die Notwendigkeit, durch gezielte Maßnahmen das Potenzial einer diversen Studierendenschaft für gelebte Internationalisierung zu nutzen. Unterstützt wird das Projekt durch: das International Office, das Welcome Center und die Studienabteilungen gezielte Auswahl von strategischen Partnerhochschulen, die mit Zug oder Bus erreichbar sind Nutzung von Fördermitteln (z. B. Erasmus+, nationale Stipendien), um Barrieren zu senken kommunikative Maßnahmen in allen Fachbereichen, um Sichtbarkeit zu schaffen Das Projekt ist in die übergeordnete Zielsetzung eingebettet, globale Verantwortung, Diversität und ökologische Nachhaltigkeit im internationalen Hochschulkontext zu fördern.
Zur Umsetzung der Ziele wurden ab 2023 Maßnahmen initiiert, die strukturelle und kommunikative Veränderungen umfassen: • Neue Mobilitätsformate: Einführung von Blended Intensive Programmes (BIPs), die internationale Projektwochen mit virtuellem Teil an Partnerhochschulen in Indonesien, Brasilien, Chile, Argentinien und China kombinieren. Gefördert durch Erasmus+ (KA131/KA171), ermöglichen sie flexible, niedrigschwellige Mobilität. Seit 2023 nahmen über 200 Studierende teil, über 80 % davon erstmals im Ausland. • Zielgruppenspezifische Beratung: Entwicklung barrierearmer Informationsmaterialien (z. B. in einfacher Sprache) und persönliche Beratung für Studierende mit Betreuungspflichten, psychischen Erkrankungen oder finanziellen Hürden. • Sensibilisierung in den Fachbereichen: Informationsveranstaltungen und Workshops mit Lehrenden, um Mobilitätschancen in wenig beachteten Studienrichtungen sichtbar zu machen. • Klimafreundliche Mobilität: Zusatzmittel für Bahn- und Busreisen sowie logistische Unterstützung bei Planung und Buchung innerhalb der BIPs. • Kooperation mit strategischen Partnern: Auswahl internationaler Hochschulen mit hoher fachlicher Relevanz und guter Erreichbarkeit zur Durchführung gemeinsamer Kurzzeitformate. • Ausbau strukturierter Austauschprogramme: Über das ASA-Netzwerk, an dem die Akademie teilnimmt, absolvieren Studierende gebührenfreie Auslandssemester mit kostenloser Unterkunft – ein Beitrag zur Langzeitmobilität weniger privilegierter Gruppen. 2023/24 wurden zudem Projekte im Rahmen der International Credit Mobility eingeworben, die zusätzlich dazu Stipendien für Aufenthalte an Partnerhochschulen in China, Israel, den USA und Ghana ermöglichen. Diese Maßnahmen fördern den Wandel hin zu einer chancengerechten, nachhaltigen und ganzheitlichen Internationalisierung an der Akademie.
Bereits im ersten Jahr der Umsetzung zeigte die Initiative deutliche Erfolge: • Gestiegene Teilnahme: Die Zahl der Studierenden aus unterrepräsentierten Studienrichtungen, die an internationaler Mobilität teilnahmen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt – mit besonders starkem Zuwachs in den Bereichen Bühnenbild und Konservierung. • Positives Feedback: Die Teilnehmer*innen zeigten sich sehr zufrieden mit den neuen Kurzzeitformaten und hoben insbesondere die Flexibilität, die reibungslose Organisation und die individuelle Unterstützung hervor. • Höhere Sichtbarkeit: Durch gezielte Informationsarbeit und Outreach stieg das Bewusstsein für Mobilitätsmöglichkeiten bei Studierenden und Lehrenden deutlich an, was sich in einer wachsenden Zahl an Anfragen und selbstinitiierten Bewerbungen zeigt. • Langfristige Wirkung: Immer mehr Studierende entscheiden sich nach der Teilnahme an einer Projektwoche für ein reguläres Auslandssemester. Ein besonders gelungenes Beispiel ist die Projektwoche an der Universidad Torcuato Di Tella in Argentinien: Zwei von vier teilnehmenden Studierenden entwickeln aktuell ihre Abschlussarbeiten auf Basis der Inhalte dieser Projektwoche. Langfristig trägt dieses Best-Practice-Modell zur Bildungsgerechtigkeit, zur interkulturellen Kompetenzentwicklung und zur stärkeren Einbindung bislang wenig mobiler Zielgruppen in internationale Angebote bei. Es legt den Grundstein für einen nachhaltigen, institutionenweiten Internationalisierungsansatz.
Die Umsetzung neuer Mobilitätsformate brachte wichtige Erkenntnisse: Niedrigschwelliger Zugang: Kurzzeitformate wie Blended Intensive Programmes (BIPs) senken die Einstiegshürde für Studierende, die sonst kein Auslandssemester planen. Die Kombination aus virtueller Vorbereitung und kurzem Auslandsaufenthalt stärkt das Selbstvertrauen und weckt Interesse an weiterer Mobilität. Gezielte Ansprache: Viele Studierende aus unterrepräsentierten Gruppen werden von Standardkommunikation nicht erreicht. Zielgruppenspezifische Informationen, persönliche Beratung und der Austausch mit Fachbereichen motivieren neue Zielgruppen zur Teilnahme. Engagement der Lehrenden: Die Einbindung von Lehrenden ist entscheidend, um internationale Formate im Curriculum zu verankern. Unterstützen Lehrende Mobilitätsangebote aktiv, steigt die Beteiligung der Studierenden. Administrative Flexibilität: Vereinfachte Abläufe, klare Infos und praktische Unterstützung ermöglichen eine reibungslose Teilnahme – besonders für Studierende mit Betreuungsaufgaben, psychischen Belastungen oder finanziellen Einschränkungen. Nachbetreuung: Viele Teilnehmende an Kurzzeitprogrammen bewarben sich später für ein Auslandssemester. Das bestätigt das Format als Sprungbrett für langfristige Mobilität. Beispielhaft ist die Projektwoche in Argentinien, bei der zwei von vier Studierenden ihre Abschlussarbeit auf Basis der Erfahrungen an der Universidad Torcuato Di Tella schreiben. Fortbestehende Herausforderungen: Nachhaltige Finanzierung und der Ausbau digitaler, effizienter Verwaltungsprozesse bleiben kritisch. Weiterhin sind Investitionen in Personalentwicklung, abteilungsübergreifende Koordination und IT-Support notwendig. Insgesamt zeigt die Initiative, dass inklusive Kurzzeitmobilitätsformate langfristig das internationale Mobilitätsverhalten verändern können und so zu einer chancengerechten, nachhaltigen Internationalisierung beitragen.

© Angelina Kratschanova
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